Im Jahr 2021 erhielt das Potsdam Museum das Gemälde „Blick auf das Neue Palais in Sanssouci über Eiche vom Ehrenpfortenberg“ (1862, Öl auf Leinwand) von Karl Ferdinand Adolf Kießling als Schenkung aus einem Berliner Privatbesitz. Das Gemälde war auf Grund zahlreicher Leinwandrisse, Deformationen, Verschmutzungen und Übermalungen nur noch bedingt erlebbar. Einzig seine vom Künstler rückseitig aufgetragene Beschriftung ließ Bedeutendes erwarten.
Förderverein finanziert Restaurierung
Die aufwendige Restaurierung des wertvollen historischen Gemäldes wurde vom Förderverein des Potsdam-Museums e.V. finanziert – mit der Beteiligung von 25 Spenderinnen und Spendern, wie Markus Wicke, Vorstandsvorsitzender des Fördervereins berichtete.
„Wir sind dem Förderverein außerordentlich dankbar, mit seiner Unterstützung diese für den Sammlungsbestand des Potsdam Museums und darüber hinaus bedeutende Potsdam-Vedute vor dem Verfall retten zu können“, sagt Hannes Wittenberg, kommissarischer Direktor des Potsdam Museums.
Die Restaurierung
Das Gemälde wurde vom Diplomrestaurator Oliver Max Wenske und der originale Schmuckrahmen von der Diplomrestauratorin Grit Jehmlich restauriert. „Die Deformationen wurden planiert und die Risse geschlossen. Zur Rückgewinnung der feinsinnigen und stimmungsvollen Malerei waren restauratorische Maßnahmen zur Freilegung der originalen Malschicht und Retusche verlorener Bereiche notwendig. Der in seiner Fassung gereinigte Schmuckrahmen wurde in den Verlusten ergänzt“, beschreibt Oliver Max Wenske die Behebung des komplexen Schadensbildes.
Spätbiedermeierliche Potsdam-Vedute
Karl Ferdinand Adolf Kießling, geboren 1810 in Brandenburg an der Havel, studierte ab 1833 an der Düsseldorfer Kunstakademie bei Johann Wilhelm Schirmer und zog 1838 nach Studienende nach Potsdam. Er stellte im hiesigen Kunstverein aus und beteiligte sich an Akademischen Jahresausstellungen in Berlin, wohin er 1871 übersiedelte. 1882 starb er in Siethen bei Teltow.
Seine kleinformatige Potsdam-Vedute ist ein qualitätsvolles Beispiel spätbiedermeierlicher Landschaftsmalerei, für die der Künstler in seiner Zeit sowohl am Preußischen Königshaus als auch in seiner Wahlheimat Potsdam sein Publikum gewann.
Das Gemälde zeigt den selten dargestellten Blick vom Ehrenpfortenberg auf die Kirche in Eiche und das Neue Palais mit den Communs am westlichen Rand von Sanssouci. Die ferne Sicht auf die markante Stadtsilhouette wird links von der Historischen Mühle und rechts vom Brauhausberg begrenzt. Der originale Schmuckrahmen ist in seiner Formensprache des 18. Jahrhunderts typisch für die um 1860 aufkommende Vorliebe für das französische Rokoko.
Vedute und Beschreibung ihrer Restaurierung – jetzt in der Ständigen Ausstellung
Das Gemälde ist nun für einen längeren Zeitraum in der stadtgeschichtlichen Ausstellung zu sehen. Besonders interessant für die Öffentlichkeit: Anhand der Vedute von Kießling wird erstmalig beispielhaft der Prozess einer Restaurierung und die währenddessen erlangten Erkenntnisse zum Werk präsentiert. Diese von Oliver Max Wenske gestaltete Intervention eröffnet den Besuchenden einen Einblick in einen Aspekt der musealen Sammlungsarbeit.
Mi 26.04.2023 | 09:45 Uhr | rbb Kultur
Potsdam-Vedute von Karl Ferdinand Adolf Kießling von 1862 Risse und Beulen: So wurde berühmtes Sanssouci-Gemälde restauriert
Ein Gespräch mit Hannes Wittenberg, komm. Direktor des Potsdam Museums