Valerie Wolffenstein, 1891 geboren, wuchs in einem christlich geprägten Haushalt jüdischer Herkunft auf. Bereits 1902 bekam das talentierte Mädchen privaten Zeichenunterricht. Als junge Künstlerin hielt sie sich von 1915-16 in Potsdam auf. In dieser Zeit entstanden die beiden Aquarelle.
In ihren im Eigenverlag einige Jahre nach dem Kriegsende 1945 herausgegebenen Erinnerungen berichtet Valerie Wolffenstein darüber, wie sie als junge Künstlerin nach dem Tod ihres Vaters ab 1919 finanziell auf eigenen Beinen stehen musste. Trotz der nationalsozialistischen Verfolgung und ihrer damit einhergehenden Arbeitslosigkeit, konnte Valerie Wolffenstein nicht mehr rechtzeitig aus Deutschland flüchten. Kurz vor ihrer drohenden Deportation ging sie zusammen mit ihrer Schwester in den Untergrund. Durch das mutige Handeln vieler Berlinerinnen und Berliner konnten Valerie Wolffenstein und ihre Schwester vor dem Zugriff der Geheimpolizei der Nazis bewahrt werden. Ihr Überleben ist für Valerie Wolffenstein auch ein Beispiel „wie deutsche Menschen in vollem Bewusstsein der ihnen drohenden Gefahr sich für Juden eingesetzt und sie gerettet haben“.
Die Künstlerin ist bisher nicht mit Werken im Sammlungsbestand des Potsdam Museums vertreten. Umso glücklicher schätzt sich das Museum, dass der Potsdamer Bauhistoriker und Denkmalpfleger Norbert Blumert 2010 die beiden Aquarelle wiederentdeckt und die Erwerbung durch das Potsdam Museum angeregt und befördert hat. „Der Ankauf der Aquarelle steht auch für das Bekenntnis unserer heutigen Zivilgesellschaft zu religiöser Toleranz, Weltoffenheit und einer lebendigen Erinnerungskultur“, äußert sich Noosha Aubel zum Neuerwerb.