Sommerabend (Hafen von Potsdam), 1989
Blauviolett spiegelt sich der Abendhimmel in der glatten Oberfläche der Havelbucht. Ein Motorboot zieht eine Spur kräuselnder Wellen hinter sich her. Die großen Ausflugsschiffe liegen bereits vertäut am Kai der „Weißen Flotte“ und haben ihre Fahrgäste in den lauen Sommerabend entlassen. Es ist die Stunde, in der sich die Stille nach einem warmen Tag auf die Landschaft legt und die Stadt mit ihren Bewohnern und Besuchern zur Ruhe kommt.
Am rechten Bildrand ragt die Spitze der Freundschaftsinsel in den Raum hinein. Darüber angeschnitten lässt sich das ehemalige Interhotel erahnen, das wenige Jahre später von der Hotelkette Mercure übernommen und umfassend saniert wird. Gegenüber bilden Schiffsanleger, Ringerkolonnaden, die sich heute wieder am originalen Standort zwischen dem Landtagsgebäude und Filmmuseum im ehemaligen Marstall befinden, und die Eisenbahnbrücke eine Linie, die mit dem Horizont verschmilzt. Hinter dieser Szenerie ragen stakkatoartig die Hochhäuser der Neustädter Havelbucht hinauf. Hauptakteur in dieser Komposition ist aber das Abendlicht, gepaart mit einer wohltuenden Ruhe, beides umfließt und durchdringt den gesamten Bildraum.
Den Blick von der Langen Brücke über den Ausläufer der Havelbucht Richtung Westen malt Peter Rohn 1989, einer Zeit des Umbruchs. Und doch deutet nichts auf die turbulenten Ereignisse, die auch Potsdam tiefgreifend verändern werden, hin.