Otto Heinrich, Am Kanal im Winter - Wilhelmplatz, im Hintergrund die Post und Synagoge, Potsdam Fischmarkt, 1929
Öl auf Leinwand
© Potsdam-Museum – Forum für Kunst und Geschichte
Potsdamer Stadtansichten gehören zum festen Repertoire Otto Heinrichs und der Kanal zu seinen häufigsten Motiven. Immer wieder und zu unterschiedlichen Tages- und Jahreszeiten hielt er ihn und seine Umgebung fest. Seine Vorliebe für dieses Thema brachte ihm sogar den Spitznamen „Canal-Otto“ ein.[1]
Unser Beispiel zeigt im Vordergrund den vereisten und teilweise zugeschneiten Kanal. Die Fischerboote ruhen verlassen auf der Eisschicht. Im Hintergrund tummeln sich einige Menschen in schwarzen Mänteln auf dem Fischmarkt und dem Wilhelmplatz, dem heutigen Platz der Einheit. Im gleichen Moment hält eine Straßenbahn. In der Häuserzeile befinden sich die Post und die alte Synagoge. Nachdem die Inneneinrichtung der Synagoge bereits im Novemberpogrom 1938 zerstört wurde, fielen beide Gebäude dem Luftangriff auf Potsdam 1945 zum Opfer und wurden einige Jahre später schließlich abgerissen.
Otto Heinrich nahm 1901 Zeichenunterricht in der Königlichen Akademie der Künste Berlin bei Philipp Franck, wurde schließlich Theatermaler und war Schüler verschiedener weiterer Landschaftsmaler. Nachdem er sich 1917 im Kriegseinsatz die rechte Hand verletzte, begann er mit links zu zeichnen. 1929 zog Otto Heinrich nach Potsdam um, wurde Mitglied im Verein Berliner Künstler und nahm an zahlreichen Ausstellungen teil. 1968 kaufte die Stadt Potsdam seinen Nachlass von Aquarellen, Zeichnungen und Skizzen, die sich seitdem in der Sammlung des Potsdam Museums befinden. Ein mehrjähriges Projekt widmet sich der konservatorischen Ablage der Sammlung und ihrer Erschließung. Sie umfasst insgesamt über 1500 Einzelwerke Otto Heinrichs.
[1]Anja Tack: Kunst und Künstler im Nationalsozialismus. Das Friderizianische Potsdam als Quell und Hort des Konservativen, in: Umkämpfte Wege der Moderne, Geschichten aus Potsdam und Babelsberg 1914 – 1945, hrsg. v. Jutta Götzmann und Wenke Nitz, Ausst.-Kat.: Potsdam Museum – Forum für Kunst und Geschichte, 23.02. – 23.06.2019, Petersberg 2019, S. 77-81, S. 79.