Kruzifix, um 1500
Lindenholz mit Resten einer polychromen Fassung und Metallauflage
Höhe 117,70 cm x Breite 91 cm x Tiefe: 18 cm
Das ursprünglich im Gesamten farbig gefasste Kruzifix repräsentiert den zu seiner Entstehungszeit typischen Dreinageltypus. Vermutlich war es als Mittelpunkt im Gesprenge eines spätgotischen Altarretabels Bestandteil eines größeren Schnitzwerks und wurde von Maria und Johannes flankiert. Hinweise hierfür sind sowohl der nach unten auslaufende senkrechte Kreuzbalken als auch die um die Kreuzaußenseiten laufenden Maßwerkspitzen, die wohl auf die Gestaltung des Schleierwerks des Retabels Bezug nehmen. Eine weitere Besonderheit dieser qualitätvollen Skulptur besteht in den als kreisrunde Bildfelder ausgeprägten Kreuzbalkenenden, in denen die vier Evangelistensymbole dargestellt waren.
Bei dem Kruzifix handelt es sich um eines der ältesten Objekte des Sammlungsbestandes des Potsdam Museums. Ursprünglich zum Inventar der Kirche in Groß Kienitz gehörend, findet es sich 1936 im Heimatmuseums des Kreises Teltow in Zossen wieder. Nach dessen Auflösung 1967 wurde es dem Potsdam Museum übergeben. Schon zu dieser Zeit galt die Skulptur als stark beschädigt, was sich vermutlich auf die nur noch in Resten erhaltene und sich vom Untergrund ablösende Farbfassung bezog. Aus seinem sakralen Umfeld und damit seiner liturgischen Funktion herausgelöst, präsentiert sich das Kruzifix heute im musealen Kontext.
[Oliver Max Wenske]