Konrad Schwormstädt
Stilleben, 1930
Öl auf Holz
Eine mysteriöse Konstellation von Gegenständen sammelt sich auf dem Tisch in Konrads Schwormstädts „Stilleben“ von 1930. Um einen mittig platzierten grün-buschigen Bonsai sind ein Eierbecher in modernem Design, eine rosa Kugel, ein Kerzenständer mit fast heruntergebrannter Kerze und eine Nelke in leerem Glas platziert.
Der japanische Miniatur-Baum Bonsai fand bereits Mitte des 19. Jahrhunderts Einzug in Europas Gärten, galt aber immer noch als besonders selten und exotisch.
Über diese Tischszenerie hinaus gibt das Bild Ausblicke: Das Geistige – dargestellt durch das Portrait eines Kardinals an der Wand im Hintergrund und das Weltliche – angedeutet durch das Fenster am linken Bildrand – sind zwar Teile des Bildes, verbleiben jedoch im Ausschnitthaften. Der schmale Streifen Ausblick aus dem Fenster zeigt ein winziges Stück eines kubischen Gebäudes und eines grünen Hügels. Eine Landschaft kann nur erahnt werden. Das Portrait des Kardinals wird zur Hälfte durch den Bonsai verdeckt, die Blüte der Nelke ragt ihm fast humoristisch vors Gesicht.
Der neusachliche Stil und die zarte Farbigkeit des auf Holz gemalten Bildes lassen es für die Kunst der Zeit in Potsdam ungewöhnlich erscheinen. Im Zuge der Ausstellungsrecherchen zur „Ausstellung Potsdamer Künstler 1927“ wurde das Werk im Museums-Depot ausfindig gemacht und wird nun erstmals gezeigt. Im Marstall, dem Austragungsort der Schau des Kunstvereins 1927 zeigte Schwormstädt damals allerdings ein anderes Bild: „Opus I.“, das sich nicht im Bestand des Potsdam Museums befindet.
Stilistisch war auch „Opus I“ in der Neuen Sachlichkeit zu verorten. In den Presserezensionen der Ausstellung 1927 wird Schwormstädts Werk in einem Zug mit den Werken Wilhelm Schmids und Heinrich Basedow d. Jüngeren erwähnt, die sich ebenfalls dieses Stils bedienten. Nachforschungen in Potsdamer Adressbüchern ergaben, dass der aus Hamburg stammende Kunstmaler Schwormstädt von 1925-32 in Potsdam tätig war und sein Atelier zeitweise im Neuen Palais (Communs II, Westseite) gemeldet hatte. Sein Studium absolvierte er an den Akademien in Düsseldorf und München, bevor er ans Weimarer Bauhaus wechselte und von 1922-25 in Lyonel Feinigers Klasse studierte.
Nach seiner Potsdamer Zeit verlieren sich seine Spuren und lediglich ein Zeitungsartikel eines Allgäuer Regionalblattes verweist auf die Tätigkeit des Künstlers in einem Bergdorf.