Lade der Materialistengilde zu Potsdam
Mitte 18. Jahrhundert
Korpus: Eiche, Furnier: Mahagoni, Intarsien: Nussbaum, Ahorn, Beschläge: Messing
H. 45 cm, B. 61 cm, T. 40,5 cm
Das Potsdamer Wirtschaftsleben wurde bis zur Einführung der Gewerbefreiheit im Jahr 1810 maßgeblich durch die Zünfte bestimmt. Als Vereinigung von Handwerkern regelte die Zunft oder Gilde das gesamte Leben ihrer Mitglieder. Die weitgehend autonomen Organisationen verfügten über die Aufnahme von Lehrlingen, regelten die Anzahl von Gesellen und nahmen die Meisterprüfungen ab. Auf den regelmäßigen Zusammenkünften galt es insbesondere, Streitigkeiten zu schlichten sowie einheitliche Arbeitszeiten und Preise festzulegen. Darüber hinaus nahmen die Zünfte auch Einfluss auf das Sozialleben ihrer Mitglieder, etwa bei der Ausrichtung von Taufen, Ehen und Begräbnissen. Aufnahme und Ausbildung der Zunftmitglieder begleiteten zahlreiche Bräuche. Die wichtigsten Schriftzeugnisse und Gelder wurden in den Zunfttruhen aufbewahrt.
Diese mit mehreren Hölzern und Messingbeschlägen reich gestaltete Truhe stammt von den sogenannten „Materialisten“, eine alte Bezeichnung für Händler oder Krämer. Auf der Schauseite befindet sich ein Schild mit dem Hinweis auf ihren Zweck: „Lade/ der Materialisten-Gülde/ zu Potsdam“. Der hohe Deckelaufsatz verbirgt ein Schloss, das mit zwölf Schlüsseln geöffnet werden muss, und im Boden der Truhe befindet sich ein Geheimfach für besonders wertvolle Dokumente.