Porträt König Friedrich Wilhelm I. in Preußen
Unbekannter Künstler, nach 1739
Öl auf Leinwand
Dreiviertelporträt des zweiten Königs in Preußen in der Offiziersuniform des Könglichen Regiments Nr. 6 (Lange Kerls) vor einem halb von einem Vorhang verdeckten Ausblick mit kleinen Veduten der Potsdamer Innenstadt. Links hinter dem König ist die Gloriette auf dem Bassinplatz (1739, nach 1945 abgerissen) zu erkennen, rechts ein Häusergiebel der zweiten Stadterweiterung (1732–1740).
Mit dem restaurierten Gemälde „Porträt Friedrich Wilhelm I.“ ist die Galerie der preußischen Könige in der Ständigen Ausstellung zur Potsdamer Stadtgeschichte im Potsdam Museum
vervollständigt worden. Die Galerie stellt eine heterogene Folge von zeitgenössischen Porträts dar. Das Gemälde stellte vermutlich ursprünglich ein sogenanntes „Beamtenstubenporträt“ dar.
Dabei handelt es sich um ein Porträt, das für den öffentlichen Raum und nicht für den privaten oder höfischen Gebrauch geschaffen wurde und damit um eine Art Funktionsmalerei, bei der es
weniger um die künstlerische Raffinesse als vielmehr um eine plakative, eindeutige Lesbarkeit ging: Der König sollte trotz physischer Abwesenheit bei seinen Untertanen präsent sein.
„Der König stellt sich dem Betrachter frontal in einer Dreiviertelansicht entgegen. Dabei steht er unter einer die Situation theatralisch überhöhenden roten, goldbetressten Samtdraperie, dem imaginären Ehrenbaldachin“, erläutert Museumsdirektorin Dr. Jutta Götzmann. Inhaltlich und maltechnologisch kann das Werk eines unbekannten Künstlers um 1740 datiert werden. Es wurde im Potsdam Kunsthandel 2016 vom Potsdamer Verein Agaphi erworben und dem Museum geschenkt.
Die anschließende Restaurierung wurde durch den von Rohdich'schen Legatenfonds finanziert und von Diplomrestaurator Oliver Max Wenske ausgeführt. Die rekonstruktive Neurahmung übernahm der Förderverein des Potsdam Museums. Nach der Übernahme aus dem Kunsthandel wurde das Gemälde einer umfangreichen Bestandsanalyse unterzogen, bei der festgestellt werden musste, dass die originale, lokal stark beschädigte Malerei zum großen Teil von kompakten malerischen Überarbeitungen verdeckt war. Das Bild wurde in seiner über 260-jährigen Existenz vermutlich wenig pfleglich behandelt und daher wiederholt intuitiv malerisch ausgebessert, sodass der ursprüngliche Charakter über die Jahrhunderte völlig abhanden kam. Ziel der aktuellen Restaurierung war das Wiedererlebbarmachen des originalen ästhetischen Eindrucks des Gemäldes unter Berücksichtigung der zahlreichen unterschiedlichen Bearbeitungen. Diese sollen als Zeitspuren erhalten bleiben.