
Redner, Februar 1989
Collage, Bleistift
© VG Bild-Kunst, Bonn 2021
2018 schenkte der Künstler Joachim Palm seiner Heimatstadt Potsdam ein gewaltiges Konvolut aus 40 Radierungen und einem Ölgemälde. Darunter befand sich auch dieses Blatt, auf dem hoch aufragend und zentral der Redner steht. Sein Pult ist ein hoher Quader. Aus allen Richtungen sind Mikrofone angebracht, die fast wie Raketen auf ihn zuzuschießen, ihn zu zerdrücken scheinen und zu einem Gewirr werden. Am Fuß des Pultes stehen Männer und eine Frau. Sie heben die Arme, klatschen oder schütteln sich die Hand. Im Vordergrund gehen ausdruckslose dunkle Silhouetten am Geschehen vorbei und beachten den Tumult nicht.
Menschen in der Großstadt sind ein Thema, das Joachim Palm immer wieder umtreibt. Durch experimentelle Techniken findet er dabei spannende Gegensätze zwischen Anonymität und Individuum.
Joachim Palm studierte 1956 bis 1962 an den Kunsthochschulen Berlin und München, erhielt 1970/71 ein Stipendium der Villa Massimo in Rom und 1980 eine Professur an der Fachhochschule Augsburg. Er ist nicht nur als Grafiker, sondern seit 1985 auch als Bildhauer tätig.