
Heinrich Basedow d. J., Garnisonkirche in Potsdam, 1947
Öl auf Holz
© Ute Boeters
Der Potsdamer und Kieler Maler Heinrich Basedow d.J. (1896 – 1994) schuf diese Ansicht der unzerstörten Garnisonkirche im Jahr 1947 aus der Erinnerung – zwei Jahre nachdem das Bauwerk als Folge eines Bombenangriffs in den letzten Tagen des Zweiten Weltkriegs ausbrannte.
Nach Angabe seiner Lebenserinnerungen war das Bild war einer der ersten privaten Aufträge, die Basedow nach seinem Militärdienst im Zweiten Weltkrieg und seiner Kriegsgefangenschaft in seiner neuen Wahlheimat Schleswig-Holstein erhielt. 2012 wurde das Gemälde vom Förderverein des Potsdam-Museums für die städtische Sammlung im Kunsthandel erworben.
In der Malerei der Moderne nach dem zweiten Weltkrieg nimmt das Werk Heinrich Basedows d. J. eine Sonderstellung ein. Als Sohn des Potsdamer Malers Heinrich Basedow d. Ä. lassen seine Studien an der Großherzoglich Sächsischen Hochschule der bildenden Künste zu Weimar und dann am Staatlichen Bauhaus zwischen 1915 und 1920 spätimpressionistische oder zunehmend abstrakte Malerei vermuten. Prägend für sein malerisches Schaffen wurde jedoch der Vorkurs „Analysen nach alten Meistern“ bei Johannes Itten (1888-1967), der ihn mit mittelalterlichen Maltechniken bekannt machte. Zwischen 1925 und 1939 war Heinrich Basedow fester Bestandteil der Potsdamer Künstlerschaft und Gesellschaft. Er war Mitglied im Potsdamer Kunstverein, in der Gilde der Potsdamer Künstler, im Kurmärkischen Künstlerbund und in der Reichskulturkammer der bildenden Künste. Seine Bilder waren in den Ausstellungen des Potsdamer Kunstvereins, während der Gildewochen oder im Leibreitstall vertreten und wurden für die Städtische Sammlung angekauft.
Bereits 1930 trat Heinrich Basedow der NSDAP bei, wurde auch Mitglied der SA und im April 1934 zum Sturmbannführer befördert. Im Oktober 1935 berief ihn Oberbürgermeister Hans Friedrichs (1875-1962) zum Ratsherrn. In dieser Funktion wirkte er im Beirat des Städtischen Heimatmuseums.
Wie schon im Ersten Weltkrieg konzentriert sich Basedow während des Zweiten auf seine militärischen Aufgaben in der Kriegsmarine. Nach dem Zweiten Weltkrieg verblieb Basedow in Kiel, wo er stationiert war. Seine Potsdamer Wohnung in der Remise der Villa Karlshagen, ausgestattet u.a. mit Antiquitäten aus der Erbschaft Heiland und eigenen Gemälden, sah er nie wieder. In Kiel hatte er sich zwei Entnazifizierungsverfahren zu stellen, die durch mehrere Affidavits mit dem Prädikat „Mitläufer“ endeten. Seine Vernetzung mit dem NS-Regime führte im April 1978 zu heftigen Presse-Debatten, als bekannt wurde, dass ihm der mit 10.000 DM dotierte Kulturpreis der Stadt Kiel angetragen wurde. Basedow verzichtete daraufhin.
Westeuropa verbannte nach dem Krieg die figurative Malerei ins Abseits. Trotzdem gelang es Basedow, Käufer für seine Arbeit zu interessieren. Vielfach sicherten sich Liebhaber seiner Gemälde weit vor Fertigstellung den Zuschlag. Für Ausstellungen musste er um Leihgaben bitten. An seinem Lebensende 1994 befand sich kein einziges eigenes Werk mehr in seinem Besitz.
Im Potsdam Museum ist Dank der Ankaufaktivitäten seines Fördervereins und einer Dauerleihgabe der Gemäldebestand von Heinrich Basedow d. J. auf elf Exemplare angewachsen. Zusammen mit der Sammlung Dr. Heinz Müller, der jüngst als Schenkung erworbenen Sammlungen von Ute Boeters sowie dem digitalen Werkverzeichnis des Vereins „Private Künstlernachlässe im Land Brandenburg e.V.“ entstand eine stabile Basis, um sich dem Leben und Werk des Künstlers weiter zu nähern.