127 | PAUL LEHMANN-BRAUNS

Natur | Rückzugsort oder gescheiterte Sehnsucht?
Paul Lehmann-Brauns, Glienicke bei Kladow, © Potsdam Museum – Forum für Kunst und Geschichte,
© Michael Lüder
Paul Lehmann-Brauns, Glienicke bei Kladow, © Potsdam Museum – Forum für Kunst und Geschichte, Foto: Michael Lüder

Glienicke bei Kladow, 1930
Öl auf Harzmalerei auf Leinwand
© Potsdam Museum – Forum für Kunst und Geschichte, Foto: Michael Lüder

Das Gemälde des Berliner Impressionisten Paul Lehmann-Brauns (1885-1970) aus dem Jahr 1930 trägt den Titel „Glienicke bei Kladow“ und zeigt das ehemalige Gut des heutigen Potsdamer Ortsteils Groß Glienicke am Ufer des gleichnamigen Sees. Es kam als Schenkung des Fördervereins des Potsdam-Museums im Jahr 2020 ans Haus.

Bis dahin war Paul Lehmann-Brauns noch nicht in der Sammlung des Potsdam-Museums mit einem Ölbild vertreten, obwohl er auch persönliche Bezüge zur Stadt hatte. Sein Sohn Gerhard war nach einer Ausbildung als Chirurg 1937 nach Potsdam gezogen; hier besuchte ihn sein Vater oft und malte auch einige klassische Stadtansichten wie das Schloss Sanssouci oder Schloss Charlottenhof. Der Enkelsohn des Malers – der bekannte Berliner Jurist und Politiker Uwe Lehmann-Brauns – wurde 1938 ebenfalls in Potsdam geboren. Dessen in Berlin lebende Tochter Anna Lehmann-Brauns ist als zeitgenössische Fotografin bekannt.

Paul Lehmann-Brauns kam erst spät zur Malerei. Er wurde 1885 in Neufahrwasser/Danzig als Paul Lehmann geboren. Seine Kindheit verbrachte der Sohn eines Eisenbahners in Halle/Saale und schlug danach den Berufsweg eines Lehrers in den Fächern Englisch, Französisch und Zeichnen ein. Nach dem Umzug nach Berlin und der Anstellung an einer Neuköllner Schule begann er erst 1918 eine künstlerische Ausbildung beim bekannten Eugen-Bracht-Schüler Hans Licht, der ihn drei Jahre lang begleitete.

Bereits 1921 nahm Paul Lehmann-Fahrwasser – so sein erster Künstlername – an der Großen Berliner Kunstausstellung teil. Weitere Ausstellungsbeteiligungen und Auftragsarbeiten (etwa der Firma Borsig) folgten. Ende 1923 legte er sich schließlich den Künstlernamen Paul Lehmann-Brauns zu. Er malte in den nächsten 40 Jahren seiner künstlerischen Karriere vorwiegend norddeutsche Landschaften, wie die der Inseln Föhr, Sylt und Rügen. Dazu kamen etliche Stadt- und Industrielandschaften, aber auch Landschaftsmotive aus dem Berliner Umland, wozu das nun erworbene Ölgemälde zählt.

Das Motiv ist auch zeithistorisch interessant; zeigt es doch das heute nicht mehr in seiner Gesamtheit existierende Gut Groß Glienicke vor seiner Teilung nach dem Zweiten Weltkrieg. Besonders gut ist auf dem Gemälde der Turm des 1945 abgebrannten Herrenhauses aus dem 19. Jahrhundert (später überformt) zu erkennen sowie einige der ehemaligen Wirtschaftsgebäude des Gutes.