125 | SIEGWARD SPROTTE

Natur | Rückzugsort oder gescheiterte Sehnsucht?
Siegward Sprotte, Lupinen, © VG Bild-Kunst, Bonn 2021,
© Holger Vonderlindt
Siegward Sprotte, Lupinen, © VG Bild-Kunst, Bonn 2021, Foto: Holger Vonderlindt

Lupinen, o. D.
© VG Bild-Kunst, Bonn 2021, Foto: Holger Vonderlindt

Bei Siegward Sprotte, der neben der Malerei verschiedene Religionen und Weltanschauungen erforschte, verbinden sich Philosophie und Spiritualität mit der Kunst. Der Akt des Malens, vergleichbar mit dem Leben selbst, ist bei ihm durch Improvisation und Spontaneität verbunden und steht sinnbildlich für das Leben. Als bekanntester Schüler des Landschaftsmalers Karl Hagemeister malte er im Freien, en plein air, und lernte nicht nur nach der Natur zu malen, sondern auch ihr Wesen/ihre Atmosphäre einzufangen. Ihm war der Prozess des Malens selbst wichtiger als das fertiggestellte Werk: „Das Wachstum war immer mein Thema, das Wachsende, weniger das Gewachsene, das Werdende, nicht das Gewordene.“[1]

In Potsdam lernte Sprotte 1927 den Gärtner Karl Foerster kennen und entdeckte seine Vorliebe für die Blume Rittersporn, die er in zahlreichen Werken darstellte. Hier sind es verschiedenfarbige, in die Höhe wachsende Lupinen, die das Thema des Werkes bilden. Sprotte verbindet impressionistische und expressionistische Aspekte zu der für seinen Stil der 1980er und 1990er Jahre charakteristischen Farbmosaiktechnik. Es entsteht ein Teppich von einzelnen, nebeneinanderstehenden Farbflächen. Hintergrund und Vordergrund sind aufgelöst.

Siegward Sprotte machte eine erste künstlerische Ausbildung beim Maler Heinrich Basedow d. Ä., studierte an der Kunstakademie Berlin bei Emil Orlik und war Meisterschüler von Karl Hagemeister. Zahlreiche Studienreisen führten ihn nach Italien. 1945 verlegte er nach dem großen Luftangriff auf Potsdam seinen Lebens- und Schaffensraum nach Kampen auf Sylt, wo er ab 1951 50 Jahre lang die Kampener Ateliergespräche veranstaltete. Weitere Reisen führten ihn quer über den Globus. Einen erkennbaren Einfluss auf seine Werke hatte auch die asiatische Kalligrafie und Tuschezeichnung. 2013 zeigte das Potsdam Museum anlässlich des 100. Geburtstages von Siegward Sprotte die Ausstellung Die Welt farbig sehen – Siegward Sprotte Retrospektive und gab einen umfangreichen, zweisprachigen Katalog heraus.[2]

 
 

[1]Philipp Mersa: Über das Geistige in der Kunst von Siegward Sprotte, Berlin 2013, S. 18. zit. n. Rainer K. Wick: Siegwart Sprotte: Ausstellungen zum 80. Geburtstag, hrsg. v. Siegward-Sprotte Stiftung, Passau 1993, o.
S.[2] Die Welt farbig sehen – Siegward Sprotte Retrospektive, Ausst. Kat. Potsdam Museum – Forum für Kunst und Geschichte 14. April bis 14. Juli 2013, Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte in der Stiftung Schleswig-Holsteinische Landesmuseen Schloss Gottorf in Kloster Cismar, 21. Juli - 20. Oktober 2013, Bönen 2013.