10 | BARBARA RAETSCH (1936 - )

Potsdam | Bilder einer Stadt zwischen gestern und heute
Barbara Raetsch, Demonstration in der Dortustraße, © VG Bild-Kunst, Bonn 2021,
© Michael Lüder
Barbara Raetsch, Demonstration in der Dortustraße, © VG Bild-Kunst, Bonn 2021, Foto: Michael Lüder

Demonstration in der Dortustraße, 1989
Öl auf Leinwand, 80 x 90 cm
© VG Bild-Kunst, Bonn 2021, Foto: Michael Lüder

Ende der 1980er Jahre gipfelte die Kritik an den gesellschaftlichen Verhältnissen in der Friedlichen Revolution von 1989. Barbara Raetsch dokumentierte im selben Jahr den Protest der Bevölkerung in der Potsdamer Dortusstraße in einem Ölgemälde.[1] Die mit expressiven, schnellen Pinselstrichen dargestellten Demonstrant*innen ziehen mit weißen Plakaten an der typischen Potsdamer Bebauung und den Abrisshäusern vorbei. Auf der rechten Bildseite ragt ein Kran in die Höhe. Die Farbgebung ist kühl und von Grautönen mit einzelnen leuchtenden Akzenten geprägt. An die Entstehung des Werkes erinnert sich Barbara Raetsch gut:

„Wir liefen Richtung Hegelallee, und auf der rechten Seite waren zwischen der Gutenbergstraße und der Hegelallee vor gar nicht langer Zeit alle Häuser abgerissen worden. Auf der anderen Seite standen dann noch diese alten, historischen Häuser. Bei manchen davon waren schon Fenster und Türen vernagelt oder zugemauert. Und dieses Bild habe ich dann, entgegen meiner sonstigen Malweise, spontan und aus dem Gedächtnis heraus in sehr kurzer Zeit auf die Leinwand gebracht. Das sieht man auch heute noch, denn es hat einen gewissen skizzenhaften Charakter.“[2]

Das Gemälde Demonstration in der Dortustraße wurde 2013 direkt bei der Künstlerin angekauft und 2014 in der Ausstellung Stadt-Bild / Kunst-Raum Entwürfe der Stadt in Werken von Potsdamer und Ost-Berliner Künstlerinnen und Künstlern 1949 – 1990 ausgestellt.

Seit 1958 lebt Barbara Raetsch in Potsdam. Sie lernte Technische Assistentin im Gartenbau in Dresden-Pillnitz. Mit der Malerei und Grafik beschäftigte sie sich autodidaktisch. Seit 1977 ist Barbara Raetsch als freischaffende Malerin tätig.

 

 

[1] Vgl. Parallelwelten, in: Stadt-Bild / Kunst-Raum. Entwürfe der Stadt in Werken von Potsdamer und Ost-Berliner Künstlerinnen und Künstlern 1949 – 1990, hrsg. v. Jutta Götzmann und Jürgen Danyel, Ausst. Kat. Potsdam Museum – Forum für Kunst und Geschichte, 7. September – 11. Januar 2015, Berlin 2014, S. 88.

[2] Als Malerin war ich eine Zeitzeugin, Interview von Dirk Becker mit Barbara Raetsch, in: Potsdamer Neueste Nachrichten, 2.10.2014, URL: https://www.pnn.de/kultur/als-malerin-war-ich-eine-zeitzeugin/21564454.html [Letzter Zugriff: 9.3.2021].

Inventarnummer
BK-2013-8