Das großformatige Bild zeigt links im Vordergrund eine flache, sandige Uferlandschaft eines Sees mit einem Schilfgürtel, die eine Badestelle sein könnte. Die rechte Bildhälfte wird durch eine villen- oder schlossartige Bebauung am anderen Seeufer dominiert. Entstanden ist das Bild im Jahr 1920 – drei Jahre vor Saltzmanns Tod und acht Jahre, nachdem er seine Neubabelsberger Villa in der heutigen Virchowstraße verkaufte.
Als das Gemälde in einem Berliner Auktionshaus entdeckt wurde und schließlich für unseren Förderverein gesichert werden konnten, stellte sich die Frage, welches Gebäude auf dem Bild zu sehen ist. Handelt es sich dabei um ein märkisches Herrenhaus an einem See oder – so die erste Vermutung – um eine Villa am Griebnitzsee? Um eine Antwort auf diese Frage zu finden, lohnt sich ein Blick in die Lebensgeschichte Saltzmanns.
Carl Louis Gustav Saltzmann wurde am 23. September 1847 in Berlin-Mitte geboren und machte nach seiner Schulzeit zunächst eine Ausbildung als Goldschmied. Da er aufgrund seiner geringen Körpergröße nicht zum Militär eingezogen wurde, konnte er sich früh seiner eigentlichen künstlerischen Neigung – dem Malen und Zeichnen – widmen.
Ab 1867 war er Schüler der Kunstakademie Berlin und wurde hier vor allem durch seinen Lehrer, den Landschafts- und Marinemaler Hermann Eschke (1823 – 1900) geprägt. Nach vielen Studienfahrten und einem kurzen Intermezzo in Düsseldorf kehrte Saltzmann nach Berlin zurück und richtete sich 1877 in Kreuzberg ein Atelier ein.
Ein Jahr später sollte eine Frau der Karriere Saltzmanns den entscheidenden Schub geben. Die deutsche Kronprinzessin Victoria besuchte 1878 die Berliner Kunstausstellung, war begeistert von Saltzmann und kaufte ein Bild. Eine nachfolgende Audienz bei Victoria, die 1888 für nur 99 Tage Deutsche Kaiserin werden sollte, führte zu dem Angebot, ihren Sohn, Prinz Heinrich von Preußen (1862 – 1929) bei seiner zweijährigen Weltreise zu begleiten. Dies ermöglichte Saltzmann eine Vielzahl von Eindrücken ihm bis dahin fremder Kulturen und Landschaften, die ihn zu einer Vielzahl von Studien, Zeichnungen und Gemälden veranlassten. 1884/85 gab Saltzmann auf Anregung des Prinzen Heinrich in Potsdam Mal- und Zeichenunterricht, an dem auch sein Bruder, der spätere Kaiser Wilhelm II., teilnahm. In den folgenden Jahren entwickelte sich zwischen Wilhelm und Saltzmann eine Freundschaft, die ihn nach 1888 zu einem engen künstlerischen Begleiter des Kaisers werden ließ. Saltzmann begleitete das Staatsoberhaupt auf vielen seiner Nordlandreisen; Gemälde von ihm hingen u. a. im Sternsaal und im Marinesaal des Berliner Schlosses. Seine enge Bindung zum Kaiserhaus sicherte Saltzmann auch einen wirtschaftlichen Erfolg als Maler, der es ihm erlaubte, im Jahr 1890 eine Villa mit Atelier in der neu entstehenden Villenkolonie Babelsberg zu bauen. Das Haus in der heutigen Virchowstraße 27 (früher Luisenstraße 10) wurde von den Architekten Böckmann & Ende entworfen, die den Ort südlich des Griebnitzsees seit Beginn der 1870er Jahre als Siedlungsgebiet für wohlhabende Potsdamer und Berliner entwickelten. 22 Jahre wohnte Carl Saltzmann in der Villa bis zum Tod seiner Frau im Jahr 1912. Dann verkaufte er das Haus und zog wieder zurück nach Berlin. Trotz seines Wegzuges blieb er Neubabelsberg verbunden und malte auch immer wieder die Familien und Villen seiner Nachbarn. So wurde er nach seinem Tod auch nicht in Berlin sondern auf dem Friedhof in Klein-Glienicke beerdigt.
Diese Nähe zu Neubabelsberg lässt vermuten, dass sich Saltzmann die Inspiration für das neu erworbene Gemälde am Griebnitzsee holte. Ein Vergleich mit alten Postkarten aus der Sammlung unseres Mitglieds Klaus Hellenthal (www.grussauspotsdam.de) lenkte unsere Aufmerksamkeit sehr schnell auf die heute nicht mehr existierende Villa Kayser, die sich nördlich des heutigen S-Bahnhofs Griebnitzsee befand. Eine Nachfrage beim Neubabelsberg-Spezialisten Jörg Limberg bestätigte unsere Vermutung. Für die Tatsache, dass nicht alle Gebäudedetails der Villa mit der Wiedergabe auf dem Gemälde genau übereinstimmen, könnte die Arbeitsweise Saltzmanns eine Erklärung bilden. Er machte von seinen Motiven meistens nur Studien oder Skizzen, bevor er sie dann in seinem Atelier vollendete. Dies könnte die etwas idealisierte Darstellung der Villa als kleines Schlösschen mit Park erklären.
Mit dem Ankauf des Gemäldes erfährt Carl Saltzmann knapp 100 Jahre nach seinem Tod eine kleine Würdigung. Um Saltzmanns Potsdamer Wohnhaus am Griebnitzsee hatte sich nach der Wiedervereinigung der Berliner Unternehmer Jörg Thiede gekümmert, der das Haus denkmalgerecht sanierte und Saltzmann im Jahr 2000 mit einer Ausstellung und einem Katalog ein Denkmal setzte. 2005 verkaufte Thiede das frühere Wohnhaus Saltzmanns an den international bekannten Dirigenten Christian Thielemann. Seine umfangreiche Kunstsammlung mit Schwerpunkt auf Künstler der Berliner Secession stiftete Thiede Anfang 2014 der Berlinischen Galerie, darunter Werke von Max Liebermann, Anton von Werner, Walter Leistikow und eben auch Carl Saltzmann.
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