
Der Vorsitzende des Fördervereins des Potsdam-Museums, Markus Wicke, hat Mitte März diesen Jahres gemeinsam mit Museumsdirektorin Jutta Götzmann eine bedeutende Neuerwerbung für die Sammlung des Potsdam Museums vorgestellt. Es handelt sich dabei um die Ölskizze „Ansicht Potsdam (Im Park)“ von Lotte Laserstein (1898–1993) aus dem Jahr 1929/30, die vom Förderverein Anfang März aus schwedischem Besitz angekauft werden konnte.
Die Finanzierung des Ankaufs gelang über Spenden sechs privater Kunstfreunde, einer Spende des Rotary Club Potsdam und aus Vereinsmitteln. „Wir sind sehr glücklich darüber, dass wir durch diese große Unterstützung innerhalb von zwei Wochen die nötigen Mittel für einen Ankauf aufbringen und so dieses in Potsdam gemalte Bild zurück an den ursprünglichen Entstehungsort bringen konnten“, so der Vereinsvorsitzende Markus Wicke.
Die kleinformatige Ölskizze (Öl auf Holz, 15 x 34 cm) zeigt im Vordergrund die Potsdamer Havel mit der Schwanentreppe und dahinter rechts angeschnitten die nördlichen Ausläufer des Brückengeländers der Langen Brücke, Teile der Havelkolonnade und den Kopfbau des Potsdamer Stadtschlosses. In der Mitte des Bildes sieht man über den Lustgarten hinweg die Kuppel des Militärwaisenhauses und links daneben den Turm der Garnisonkirche. Die vor Ort erstellte Studie besticht durch eine frische, lockere Malweise mit impressiven Zügen und zieht den Betrachter gerade durch ihre skizzenhafte Andeutung der Park- und Stadtlandschaft in seinen Bann.
Museumsdirektorin Jutta Götzmann dankt dem Förderverein und den privaten Spendern für den hochkarätigen Sammlungserwerb und betont, dass das Bild als Studie zu einem großen, motivgleichen Ölgemälde diente, das sich in Privatbesitz befindet. Bereits vor zwei Jahren hat sie zu den Besitzern mit Blick auf eine künftige Dauerleihgabe Kontakt aufgenommen. Im Oktober 2020 gelang ihr über die Ernst von Siemens Kunststiftung der Ankauf von Lotte Lasersteins Selbstbildnis vor Abend über Potsdam aus englischem Privatbesitz.
Als Lotte Laserstein die Ölstudie für das Auftragswerk malte, blickte sie vermutlich an einem Herbst- oder schneelosen Wintertag aus Richtung der 1888 eingeweihten steinernen Langen Brücke in Richtung Innenstadt. Die durch einen Neubau ersetzte alte Lange Brücke ist heute nicht mehr existent – ebenso wenig wie die auf dem Bild dargestellte Havelkolonnade, die 1945 fast vollständig zerstört wurde. Damit stellt die Ölskizze neben ihrem kunsthistorischen Wert auch ein historisches Zeugnis des alten Zentrums von Potsdam vor seiner Zerstörung am Ende des Zweiten Weltkriegs dar.
Die vor allem für ihre Porträts bekannte Berliner Malerin Lotte Laserstein zog es bis zu ihrer – durch die Nationalsozialisten erzwungenen – Emigration im Jahr 1937 öfter nach Potsdam. So weist das von Anna-Carola Krausse erstellte Werkverzeichnis sieben Bilder mit Potsdamer Bezügen auf. Das bekannteste Bild „Abend über Potsdam“ aus dem Jahr 1930 gilt zugleich als eines ihrer Hauptwerke und befindet sich heute in der Berliner Nationalgalerie.
Der Fördervereinsvorsitzende Markus Wicke dankte dem Rotary Club Potsdam und seinem Förderverein sowie dem Vereinsmitglied Maria Schultz und fünf weiteren privaten Spendern für die Unterstützung. Ein besonderer Dank ging an den Potsdamer Dr. Denis Peter und den auf Lotte Laserstein spezialisierten schwedischen Galeristen Mikael Amnell für die Vermittlung des Ankaufs.
Abbildung: Lotte Laserstein: Ansicht Potsdam (Im Park) I 1929/30 I Öl auf Holz I 15×34 cm (C) I Potsdam Museum – Forum für Kunst und Geschichte (Foto: Michael Lüder)