Potsdam Museum zieht Bilanz und blickt auf das kommende Jahr 2021

2020 Trotz Corona Besucher-Rekord für Hagemeister-Schau /Gaudlitz-Ausstellung wird verlängert

Die Arbeit des Potsdams Museums wurde in diesem Jahr sowohl im Sammlungs-, als auch im Veranstaltungs- und Ausstellungsbereich stark von der Corona-Pandemie beeinflusst. Der erste bundesweite Lockdown von März bis Mai 2020 traf das Potsdam Museum vor allem hinsichtlich der Schließung seiner großen Sonderausstellung zum deutschen Impressionisten Karl Hagemeister. Der seit Anfang November bestehende zweite (Teil)-Lockdown und die damit verbundene erneute Schließung des Hauses wirkt sich in besonderem Maße auf die vier Wochen zuvor eröffnete erste retrospektive Werkschau des national und international erfolgreichen zeitgenössischen Fotografen Frank Gaudlitz aus.

Das Haus nutzte die museale Schließzeit für die Entwicklung eines umfänglichen Sicherheits- und Hygienekonzepts und ergriff die Chance für den Ausbau seiner digitalen Präsenz: Das Team schuf alternative Formate für die Museums-Homepage sowie Social Media und transformierte Ausstellungsinhalte beispielsweise über digitale Kuratorenführungen und Kurzvideos. Zudem stellte das Haus vermehrt seine Sammlung digital vor und startete den Sammlungsaufruf „Mein Potsdam in Corona-Zeiten“. Das Potsdam Museum arbeitet am Puls der Zeit, um kulturelle sowie gesellschaftliche Entwicklungen zeitnah zu berücksichtigen und sammelt Objekte aus verschiedenen Perspektiven. Die Sammlungserweiterung stand 2020 im Lichte bedeutender künstlerischer Neuzugänge und richtete sich gerade in der Pandemiezeit vermehrt auf den veränderten Alltag der Menschen in Potsdam.

„Ich begrüße die partizipativen und innovativen Wege die unser Haus geht und bedanke mich herzlich beim gesamten Team des Museums und allen PartnerInnen für ihr Engagement in diesem schwierigen Jahr“, resümiert Potsdams Kultur-Beigeordnete Noosha Aubel. „Mein persönlicher Dank geht insbesondere an unseren aktiven Förderverein, an die Ostdeutsche Sparkassenstiftung, die Investitionsbank des Landes Brandenburg und die Ernst von Siemens Kunststiftung.“ Letztere hatte im Oktober einen mittleren fünfstelligen Betrag für den Ankauf von Lotte Lasersteins „Selbstbildnis vor dem Abend über Potsdam“ aus englischem Privatbesitz bereitgestellt. Zu zahlreichen Ankäufen des Fördervereins zählte mit Max Kochs „Kellertorbrücke im Herbst“ ein Kunstwerk aus der TV-Sendung „Bares-für-Rares“.

Das größte Ausstellungshighlight war 2020 die Impressionisten-Schau zum gebürtigen Werderaner Karl Hagemeister, der erstmals über die Kooperation mit dem Museum Georg Schäfer in Schweinfurt und dem Kunstmuseum Ahrenshoop unter dem Thema „…das Licht, das ewig wechselt. Landschaftsmalerei des deutschen Impressionismus“ deutschlandweit ausgestellt wird. Trotz Corona-Schließung konnte das Museum mit 19.000 Gästen einen Besucherrekord aufstellen – auch mit Blick auf den sehr gut verkauften Katalog.

Dank der Unterstützung seines engagierten Fördervereins setzte das Potsdam Museum auch im Rahmen des Begleitprogramms neue Akzente: So gelang dem Museum erstmals eine fruchtbare Zusammenarbeit mit dem Potsdamer Künstlerkollektiv XENORAMA, die in eine dreitägige audiovisuelle Performance mündete und neue Sehgewohnheiten mit digitalen Medien prägte.

Mit der großen Werkschau OST. SÜD. FRANK GAUDLITZ. FOTOGRAFIEN 1986 – 2020 nimmt das Potsdam Museum aktuell das mehr als 30-jährige fotografische Schaffen des Potsdamers in den Blick, der zweifelsohne zu den wichtigsten deutschen Fotografen der Gegenwart zählt.  „Die Besonderheit des vergleichenden Sehens dieser über Potsdam hinaus in Südosteuropa, Russland und Südamerika entstandenen Werkserien muss der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden“, so die Direktorin und Kuratorin der Ausstellung, Dr. Jutta Götzmann, „daher haben wir uns für eine Verlängerung der fotografischen Werkschau bis Anfang Mai 2021 entschieden“.

Auch wichtige zeitgeschichtliche Ereignisse würdigte das Potsdam Museum und beteiligte sich an den Festivitäten zum 30. Jahrestag der Deutschen Einheit. Bis Mitte des Jahres 2021 werden noch die sammlungseigenen Fotografien in der Foyerausstellung „Neunundachtzig/Neunzig. Momentaufnahmen des letzten Jahres der DDR in Potsdam“ präsentiert. Über einen partizipativen Ansatz befragt das Museum seine Besucherinnen und Besucher über persönlichen Erinnerungen an diese Zeit.

Auch in der museumspädagogischen Arbeit ging das Haus mit dem außerschulischen Multimedia-Projekt „Media in Motion“ neue Wege. Über die Förderung aus Bundesmitteln „KULTUR MACHT STARK“ bot das Potsdam Museum in Kooperation mit dem Filmmuseum Potsdam, dem Treffpunkt Freizeit und dem Medieninstitut Potsdam eine Reihe von Ferienworkshops für Sommer und Herbst an. „An den großen Besuchererfolg von 2019 mit mehr als 40.000 Gästen kann das Potsdam Museum 2020 coronabedingt nicht anschließen, dennoch sei“, so Noosha Aubel „die Besucherresonanz von 30.764 Gästen angesichts der mehr als 17-wöchigen Schließung der Sonderausstellungen und der 34-wöchigen Schließung der Ständigen Ausstellung beachtlich.“

Ausblick 2021

Das wissenschaftliche Team des Potsdam Museums wird im Jahr 2021 seine Recherchen zur Konzeption der neuen Ständigen Ausstellung fortführen. Sie ist Teil einer Zukunftsstrategie auch für weitere Museumsbereiche, wie zum Beispiel die Planung und Realisierung eines professionellen Depotstandorts. Weiter wird das Museum die Möglichkeit eines Erweiterungsbaus für seine Sammlungen prüfen.

Dies umfasst intensive Sammlungsarbeit, die Aufarbeitung des Sammlungsbestandes, die systematische Eingabe in die Datenbank sowie Archivrecherche, um Lücken der Stadtgeschichte aufzuspüren.

Die Sonderausstellungsplanung hält voraussichtlich für Mitte Juni 2021, im Anschluss an die fotografische Werkschau von Frank Gaudlitz im Potsdam Museum, weitere Überraschungen bereit: In Planung befindet sich eine monographische Ausstellung zu Bernhard Heisig, Mitbegründer der Leipziger Schule, von dem das Museum seit 2015 eine umfangreiche Dauerleihgabe besitzt. Im Zentrum der Schau steht das besonders im brandenburgischen Strodehne entstandene Spätwerk des virtuosen Künstlers.