
Ein Blick vom Turm der Garnisonkirche in Richtung Westen um 1930. Zunächst fällt die Orientierung etwas schwer - zu viel hat sich seither an dieser Stelle verändert. Doch auf den zweiten Blick lassen sich ein paar Landmarken erkennen, die es noch heute gibt. Die hübsche Allee mit ihrem großzügigen Grünstreifen ist die Breite Straße, die unter Friedrich II. (1712–1786) mit zahlreichen repräsentativen Bauwerken geschmückt wurde. So sind etwa links die 1769 vollendeten sogenannten Hiller-Brandtschen Häuser gut zu erkennen, benannt nach ihren Erstbewohnern, dem Kaufmann Johann Friedrich Hiller und dem Schneidermeister Johann Gebhardt Brandt. Der prächtigen Fassade lag ein Entwurf des bedeutenden englischen Architekten Inigo Jones (1563–1652) für den bereits 1698 abgebrannten Palace of Whitehall in London zugrunde.
Vom Architekten Georg Christian Unger (1743–1799) virtuos auf Potsdamer Maßstäbe zurechtgestutzt, ist es das wohl teuerste Wohnhaus, welches Friedrich II. errichten ließ. Der flache Mitteilteil diente der Einquartierung von Soldaten.
Am damaligen Ende der Breiten Straße, nahe der Havelbucht, steht das Neustädter Tor. Auch dieses entstammte dem Gestaltungswillen Friedrichs II. und wurde 1753 "nach der Idee und der Zeichnung des Baron von Knobelsdorff" mit zwei Obelisken neu errichtet. Bei der zweiten Erweiterung der Stadt durch den Soldatenkönig Friedrich Wilhelm I. (1688–1740) im Jahre 1733 war die Stadtmauer direkt an die Havelbucht verlegt worden und der Verkehr führte durch das neue Brandenburger Tor. Seiner Funktion beraubt, hatte das Neustädter Tor nur noch repräsentative Zwecke: das eiserne Gitter wurde nie verschlossen und auch die beiden angedeuteten Torhäuser links und rechts hatten - im Gegensatz zu den anderen Toren der Stadt - keine Funktion. Nach den schweren Beschädigungen im Zeiten Weltkrieg, ist heute noch ein Obelisk erhalten, der im Zuge des sozialistischen Umbaus der Straße an deren Rand neu platziert wurde.
Beim Blick über die Havelbucht lässt sich der rußgeschwärzte Schornstein des Pumpwerkes von Sanssouci - der sogenannten "Moschee" erkennen. Zum Wasserwerk gehört auch das weitläufige Gelände rechts daneben mit zahlreichen Nebengebäuden, vier Tiefbrunnen und einem großen Lagerplatz. Hier führt heute die Breite Straße entlang, die seit Mitte der 1970er Jahre auf die andere Seite der Havelbucht durchgezogen und durch moderne Wohnscheiben ergänzt wurde. Ihnen fielen zahlreiche der an der Zeppelinstraße sichtbaren Gründerzeithäuser zum Opfer.
Ebenfalls heute nicht mehr erhalten, weil wohl weitestgehend im Zweiten Weltkrieg zerstört, sind die Wohnbauten links und rechts des Neustädter Tores. Rechterhand befindet sich heute die Voltaire-Gesamtschule, ein Typen-Schulbau aus DDR-Zeiten. Schweren Schaden nahm damals auch der Komplex des Großen Militärwaisenhauses. Der hier noch sichtbare tempelartige Aufbau (Monopteros) auf dem Hauptgebäude wurde noch in den letzten Tagen des Krieges zerstört und erst nach der Wende wiederaufgebaut. Schon in den frühen 1980er Jahren wurde hingegen der Gebäudeteil zur Breiten Straße (hier ganz vorn im Bild) zur Hälfte neu errichtet.
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A view from the tower of the Garnisonkirche (Garrison Church) to the west around 1930. At first it is a little difficult to orientate yourself - too much has changed at this point since then. But at second glance, you can recognise a few landmarks that still exist today. The pretty avenue with its generous green strip is Breite Straße (Wide Street), which was adorned with numerous prestigious buildings under Frederick II (1712-1786). For example, the so-called Hiller-Brandt houses, completed in 1769 and named after their first residents, the merchant Johann Friedrich Hiller and the master tailor Johann Gebhardt Brandt, are clearly recognisable on the left. The magnificent façade was based on a design by the important English architect Inigo Jones (1563-1652) for the Palace of Whitehall in London, which burnt down in 1698. Masterfully trimmed to Potsdam dimensions by the architect Georg Christian Unger (1743-1799), it is probably the most expensive residential building that Frederick II had erected. The lower middle section was used to house soldiers.
The Neustädter Gate stands at the former end of Breite Straße, near the Havel Bay. This, too, was designed by Frederick II and was rebuilt in 1753 "according to the idea and drawing of Baron von Knobelsdorff" with two obelisks. During the second expansion of the city by the Soldier King Frederick William I (1688-1740) in 1733, the city wall was moved directly to the Havel Bay and traffic passed through the new Brandenburg Gate. Deprived of its function, the Neustädter Tor had only representative purposes: the iron grille was never closed and the two indicated gatehouses on the left and right also had no function - in contrast to the other gates in the city. After being severely damaged during the Second World War, one obelisk remains today, which was repositioned at the edge of the street during the socialist rebuilding programme.