
Ab Sonntag, den 27. August 2017 lädt das Potsdam Museum zu der neuen Ausstellung „Gläserne Welten. Potsdamer Glasmacher schneiden Geschichte“ ein. „Zum ersten Mal wird in Potsdam in dieser Breite der fulminante Aufstieg der brandenburgisch-preußischen Luxusglasherstellung präsentiert. Ich freue mich über die umfangreichen Leihgaben wertvoller Barockgläser, die uns mehr als 20 Museen und Privatleihgeber aus ganz Deutschland zur Verfügung stellen “, sagt Jutta Götzmann, Direktorin des Potsdam Museums.
Die Ausstellung beginnt im Jahr 1674 mit Kurfürst Friedrich Wilhelm, der eine Glashütte in Drewitz unweit von Potsdam gründete und damit mehr als bloß wirtschaftliches Kalkül verfolgte. Die Gründung war Teil der Idee des Kurfürsten, das „Eyland [zu] eine[m] Paradies“ zu gestalten. Dieses Vorhaben bezog alle Lebensbereiche des Hofes mit ein, und dazu gehörte eine gut funktionierende Glasproduktion in der Nähe der Stadt. Glas war noch weit davon entfernt, ein Objekt des alltäglichen Gebrauchs zu sein, und so erzeugte die Drewitzer Hütte allein gläserne Kunstwerke für den Regenten. Um ihre Konkurrenzfähigkeit zu garantieren, holte der Kurfürst erfahrene Glasmeister aus anderen Kurfürstentümern sowie dem Ausland nach Potsdam. 1678 erfuhr Friedrich Wilhelm von einem Alchemisten am sächsischen Hof, der dort erfolgreich Phosphor herstellte und auch in der Glaskunst nicht unbewandert war. Der Kurfürst warb Johann Kunckel ab und initiierte damit eine kurze aber umso nachhaltigere Blütezeit der Glasproduktion in Potsdam. Kunckel gewann mit der Neuerfindung des Goldrubinglases die ausdrückliche Wertschätzung des Großen Kurfürsten, der dem Alchemisten die Pfaueninsel zur Errichtung eines Labors für ungestörte Glasexperimente schenkte. Kurz zuvor hatte Friedrich Wilhelm eine zweite Glasmanufaktur in Potsdam gegründet, die noch näher am Stadtschloss lag: Die Hütte auf dem Hakendamm unweit des heutigen Potsdamer Hauptbahnhofs. Waren in Drewitz nur zögerliche Anfänge der später so berühmten Luxusglasproduktion gelegt, führten Kunckel und die eingewanderten Hofglasschneider die Potsdamer Hütte zu einer wahren Blüte. Sie stellten feine Kristallgläser her, die mit den besten Hervorbringungen aus Italien und Böhmen mithalten konnten und sich durch Härte und durchscheinende Klarheit auszeichneten. Sie gehören zu den schönsten Beispielen der barocken Glaskunst. Erst durch die persönliche Begegnung mit den fragilen Exponaten erschließt sich die Komplexität der handwerklichen Fähigkeit, mit der die vielfältigen Bildthemen in das transparente Material geschnitten wurden. In der hochkarätigen Sonderausstellung werden knapp 100 Exponate von 23 institutionellen und privaten Leihgebern sowie der hauseigenen Sammlung präsentiert.
Begleitend zur Ausstellung gibt das Potsdam Museum einen Katalog im Imhof-Verlag heraus, der acht Essays sowie einen umfangreichen Katalog- und Abbildungsteil enthält. Die Publikation des Katalogs wird mit einer Förderung der Ernst-von-Siemens-Kunststiftung realisiert. „Mit den eigenen Beständen zu arbeiten, das hat die Ernst-von-Siemens-Kunststiftung immer schon unterstützt. Eine Ausstellung zu den seltenen Potsdamer Gläsern, vorbereitet durch ein hochkarätiges Symposium und durch die Figur des geheimnisvollen Alchemisten Johann Kunckel auch außerhalb der Sammlerkreise von Relevanz, wird sicher zahlreiche Besucher anziehen“, freut sich Dr. Martin Hoernes, Generalsekretär der Ernst von Siemens Kunststiftung. Die Mittelbrandenburgische Sparkasse unterstützt die Ausstellung mit einer Spende. Die Ausstellung wird durch ein umfassendes Begleitprogramm aus Kuratorenführungen, Exkursionen, Konzerten und Vorträgen ergänzt.