Eine Frau schreibt (Bild)geschichte

Der Förderverein des Potsdam-Museums e.V. hat im Juni zehn wertvolle, auf Karton aufgezogene Albuminabzüge mit Ansichten von Potsdam an die Sammlung des Potsdam Museums übergeben können. Die in sehr guter Qualität erhaltenen Abzüge im Maß 18 x 24 cm stammen von der Berliner Fotografin Marie Panckow und wurden um das Jahr 1870 vermutlich mit einer Glasplattenkamera aufgenommen.

„Sensationell sind nicht nur das sehr frühe Aufnahmedatum der Fotos und der sehr gute Erhaltungszustand, sondern auch der Umstand, dass die Bilder von einer Fotografin stammen, denn die Fotografie war damals noch eine Männerdomäne.“, freut sich der Vereinsvorsitzende Markus Wicke über den erfolgreichen Ankauf, der nur mit Hilfe von zehn Vereinsmitgliedern zustande kam, die innerhalb weniger Tage knapp 2.000 Euro an den Verein spendeten.

 Die frühen Fotos zeigen sowohl Ansichten der Potsdamer Innenstadt - wie die kürzlich wieder ergänzte Ringerkolonnade und das Neptunbassin im Lustgarten - als auch Bauten im Park von Sanssouci. So zeigt sich auf den Fotos ein - im Vergleich zu heute - völlig anderer Blick auf das Schloß Sanssouci mit dem Reiterstandbild Friedrich des Großen in der Sichtachse und einem üppigen Baumbewuchs. Besonders spannend und detailreich ist eine Ansicht vom Brauhausberg mit dem Blick auf die Lange Brücke und die erst 1846 errichtete Eisenbahnbrücke als Verlängerung der „Stammbahn“ Richtung Magdeburg. In der Mitte des unteren Bildrands sieht man die fahrbare Dunkelkammer der Fotografin mit ihrem Werbeaufdruck „Photographisches Kunst & Verlags Institut von M. Panckow Berlin“. Die Glasplatten wurden in der mobilen Dunkelkammer erst kurz vor der Aufnahme lichtempfindlich gemacht und mussten dann sofort verwendet werden.

 Marie Panckow (1836-1903) war eine der im 19. Jahrhundert sehr wenigen Frauen, die als Stadt- und Architekturfotografinnen tätig waren. Sie erlernte das Fotografenhandwerk vermutlich bei ihrem ersten Mann Adolph. Sie führte das von Adolph Panckow gründete Institut ab 1870 unter dem Namen „M. Panckow“ weiter und verlegte es in die Strausberger Straße 5. Unter dieser Adresse bestand das Atelier bis 1883, sei selbst fotografierte bis 1875. Offenbar ist der Inhabername des Ateliers „M. Panckow“ verschiedentlich als „Max Panckow“ fehlinterpretiert worden.

 Weitere Fotografien von Marie Panckow befinden sich in verschiedenen öffentlichen und privaten Sammlungen, so im Stadtmuseum Berlin, in der Berlinischen Galerie und dem Städel-Museum in Frankfurt/Main.